Meese
„Die Machtschenkung an die Diktatur der Kunst wird das ‚Gefeiertste’ sein,
es wird den Tag der ultimativen ‚Machtergreifung’ der Kunst geben.“
SÜSSESSÜSSESSÜSSES
Jonathan Meese 2008 in seiner Berliner Staatsrede
DIKTATUR DER KUNST. Seit 2006 propagiert Jonathan Meese offen die Diktatur der Kunst. Die Partei dieser Diktatur heißt Kunst. In der Herrschaft der Kunst gibt es keine mickrige Menschenherrschaft mehr. Totale Demut heißt die neue Weltordnung, die sich am Tag Null nach der „Machtergreifung“ der Kunst – die eigentlich eine Machtschenkung sein wird – etablieren wird. Der Vulkan Kunst wird ausbrechen, es gibt keine Alternative, keine Menschenmacht, keine Kreativität, keine Seele, nur noch Neutralität. „Nur ‚Kunst’ als ‚Totale Führung’ ist antinostalgisch, revolutionär und liebevoll. Es wird bald nur noch ein Weltenland geben, Erzland genannt.“ Ritualloses Spiel ist der einzige dem Künstler und Menschen offene Weg zur Diktatur der Kunst.
RADIOSTATION UND INSTALLATION. 2009 wird Jonathan Meese, dem Beispiel D’Annunzios folgend, mit der Diktatur der Kunst auf Sendung gehen. Hierfür gibt es keinen geeigneteren Ort als die Puglia im Vittoriale degli Italiani. Theater und Ausstellungsräume sind für Meese Schutzräume, Kommandozentralen, von denen aus die Hermetische Revolution propagiert wird. Von der Brücke der ehemaligen Kommandozentrale auf der Puglia, wird Jonathan Meese über Rundfunk seine friedliche Revolution der Kunst vorantreiben. Die Diktatur der Kunst hisst Flagge auf der Puglia, außerdem werden in der Takelage und an Bord des Buges große und kleine Skelette an die Legionäre von Fiume erinnern. Skelette, hier als Mannschaft des Geisterschiffes, gehören zum Repertoire von Jonathan Meeses Installationen und verweisen immer auch darauf, dass sich für ihn die Seele des Menschen Außen befindet.
FLUGBLATTAKTION. 2008, fünfzig Jahre nach dem Tod des Dichters, wurden über Gardone von einem Sportflugzeug aus Flugblätter abgeworfen, um an D’Annunzios berühmten Flug über Wien zu erinnern. 2009 soll diese Aktion mit Flugblättern zur Diktatur der Kunst wiederholt werden. Wenn möglich sollen am Tag der Live-Übertragung auch über dem Biennale-Gelände solche Flugblätter abgeworfen werden.